…oder die Geschichte vom süßen Strudel der eine Qual für die Geschmacksknospen wurde.
In den beiden letzten Rezepten habe ich zwei bodenständige Rezepte aus türkischem Yufka-Teig (ähnlich unserem Strudelteig) vorgestellt (siehe „Pikanter Eierkuchen“ und „Rustikaler Strudel-Auflauf„. Da es den Teig nur in 500 g-Packungen gibt (zumindest im Merkur) und mir nach 2 Gerichten immer noch 2 große Teigblätter übrig blieben, beschloss ich noch einen süßen Strudel als Nachspeise zuzubereiten.
Ich überlegte kurz, was denn im Süden so alles für Nachspeisen verwendet wird und entschloss mich dann für Walnüsse und Honig. Diese Wahl wäre ja gar nicht so schlecht gewesen. Leider kam ich dann noch auf die Idee, dass der Strudel etwas fruchtiger werden sollte… Äpfel, Birnen oder anderes „backsicheres“ Obst hatte ich keines zu Hause, also griff ich zu einer Grapefruit. Die Grapefruit war auch schnell filetiert und gemeinsam mit den Nüssen und dem Honig auf dem Teig angerichtet.
Sieht das nicht köstlich aus?
Schnell noch eingerollt und 2 Butterflöckchen darauf gesetzt und ab ging es für eine halbe Stunde in den Backofen.
Heraus kam diese vermeintliche Köstlichkeit, die einen verführerischen Duft verströmte.
Dass uns unsere Augen manchmal täuschen können, wissen wir ja alle aber, dass auch die Nase so dermaßen daneben liegen kann, war mir zumindest neu.
Der erste Bissen wanderte also erwartungsvoll in meinen Mund. Der zarte knusprige Teig zersplitterte bei jeder kleinsten Berührung meiner Zähne und die Süße des Honigs wurde wahrnehmbar. Nun war ich auch schon bis zur Füllung vorgedrungen und ich zerkaute die ersten kleinen Nussstückchen. Ein Strahlen stieg in meinem Gesicht auf – ich begann mich über den wunderbar gelungenen Nachspeisentraum zu freuen – beinahe! Mit jeder weiteren Kaubewegung verstärkte sich ein weiteres Aroma und wurde immer intensiver. Dann erkannte ich es. Die Fülle schmeckte ungefähr so bitter wie dieser scheußliche, selbstgemischte Hustensaft, den mir mein Arzt vor einigen Jahren einmal verschrieben hatte.
Plötzlich war alles klar. Wie konnte ich nur so dumm sein? Eine wichtige Regel beim Kochen lautet doch „Zitrusfrüchte nicht mitkochen – sonst werden sie bitter!“. Die von Natur aus etwas bitteren Walnüssen taten schließlich ihr Übriges um den Strudel in ungenießbaren Küchenabfall zu verwandeln…
ist Ernährungswissenschafterin und Mutter einer kleinen Tochter. Seit 2009 ist sie spezialisiert auf Beikost, Baby- und Kinderernährung sowie auf eine ausgewogene Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit.