Gyros in Metxasauce

Moussaka-Massaker

Mariella food writing 9 Comments

Sind Sie schon einmal in ein Lokal gegangen und hatten so ein flaues Gefühl im Magen, dass heute kein Gourmet-Tag sein wird? Mir ging es jedenfalls so, als ich vor kurzem ein kleines griechisches Lokal in Niederösterreich betrat. Den Namen möchte ich an dieser Stelle nicht nennen – wie gesagt, es ist nur ein kleines Restaurant, wahrscheinlich im Familienbetrieb.
Gyros in Metxasauce
Der erste Eindruck zählt, so sagt man. Wenn dieser erste Eindruck darin besteht, durch ein fensterloses Etwas mit Bahnhofcharme geführt zu werden, dessen Plastikgartenmöbel mehr an eine Kellerparty erinnern, die der eine oder andere vielleicht als Jugendlicher erleben durfte, dann kann es ja wohl nur besser werden. War es dann auch tatsächlich. Weiße Wände, verfliester Boden, in blau gehaltene Bilder, das erinnert einen doch gleich an Griechenland. Sogar der, für den österreichischen Winter äußerst untypische Sonnenschein und die unglaubliche Hitze, die in dem kleinen Raum, ja ich will sogar behaupten es sei nur ein Zimmer gewesen, herrschten, ließen Urlaubsgefühle aufkommen.

Auch die Speisekarte erinnerte stark an das Südland – nicht nur die Speisenauswahl, von der man das wohl auch erwarten darf, nein, sogar auch die deutsche Rechtschreibung, aber man will ja nicht kleinlich sein. So lange man versteht, was gemeint ist, ist alles gut.

Die Getränke- und Speisenauswahl war auch schnell getroffen, immerhin wurde ein 3-gängiges Mittagsmenü zu einem sehr annehmbaren Preis angeboten. Über die Vorspeise, eine kräftige Hühnersuppe, kann auch nicht gemeckert werden. Die Hauptspeise, naja, fiel etwas klein aus, im Gegensatz zu den normalen à la carte Speisen. Was an Menge fehlte, wurde durch eine extra Portion Fett wieder ausgeglichen. Die olympischen Fettspiele waren eröffnet! Wer aber schon einmal beim Griechen gegessen hat, weiß worauf er sich einlässt.

Dass die Kartoffeln und der Salat gegen Fertigpommes ausgetauscht wurden ist schon irgendwie verständlich, bei diesem Preisunterschied zwischen à la carte Gericht und Mittagsmenü. Aber die Nachspeise, das Highlight quasi. Eine gelungene Nachspeise macht alles andere wett. Eine Nachspeise so himmlisch und so italienisch. Tiramisu. Da ist es doch etwas überraschend den italienischen Klassiker angeboten zu bekommen, sagt aber noch nichts über den Geschmack aus. Immerhin wird Tiramisu auch hierzulande bereits zum Standardrepertoire jeder Hobbyköchin gezählt.

Das dürft aber das Tiramisu nicht gewusst haben. Sonst hätte es wohl nicht den weiten Weg – und tagelange Reise – von Griechenland hierher auf sich genommen, durch Wind und Wellen. Die Biskuiteinlage durchtränkt, vom Meerwasser versalzen, die undefinierbare Milchproduktschicht von der langen Reise gezeichnet, ist jeder Wohlgeschmack gewichen.

Aber Sie brauchen jetzt nicht zu glauben, dass jeder, der ein Mittagsmenü gewählt hatte, auch tatsächlich in den Genuss gekommen wäre, eine derartige Entehrung italienischer Kochkunst zu probieren. Ungefähr die Hälfte bekam Tiramisu, manche auch nur die Hälfte einer Hälfte. Der Rest durfte sich um einen gelben, in Zuckerwasser getränkten Bimsstein streiten, der liebevoll als Grießkuchen bezeichnet wurde.

Ungläubige Blicke und dezente Anmerkungen, dass das gelbe Küchlein wohl nicht das richtige Dessert sei, wurden sogleich mit patriarchatischer Strenge abgemahnt. Um keine weiteren Missverständnisse mehr aufkommen zu lassen, wurde den übrigen Gästen der Grießziegel mit den Worten: „Das ist kein Tiramisu. Streiten Sie sich d‘rum, wer das kriegt.“ auf den Tisch geknallt.

So viel Spaß sollte man doch wohl verstehen, dass man über seine eigene Dummheit nachzufragen lachen kann. Schließlich ist man ja nur zahlender Gast. Oder sehen Sie das etwa anders?

Das nenn ich dann mal Erlebnisgastronomie. Da hat man tatsächlich so viel erlebt, dass man es gleich anderen Leuten mitteilen möchte!

Hatten auch Sie in letzter Zeit ein schreckliches Restaurant-Erlebnis?

 

Comments 9

  1. Hallo, ich bin mal so frei und schreibe mal was auf deiner Seite. Sieht schick aus! Ich nutze auch WordPress seit kurzem verstehe aber noch nicht alle Funktionen. Dein Blog ist mir da immer eine grosse Inspiration. Weiter so!

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    Hallo Adrian! Vielen Dank! So nette Kommentare, wie deines, motivieren mich, auch an schlechten Tagen weiter zu machen! Wenn du mit deinem Blog so weit bist, würde ich mich freuen, wenn du mir den Link schicken würdest! LG

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  4. Ich bin jetzt ja auch dabei und seit ein paar Tagen freudiger Besitzer des Iphones und finde es super, dass der Blog im mitgelieferten Browser richtig angezeigt wird.

  5. Ich bin jetzt praktisch und habe mit inzwischen ein RSS Feed Tool runtergeladen. wie finde ich den jetzt den Link zu dem RSS Feed ?

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    Der RSS-Feed findt sich im rechten Sidebar ganz oben gleich unter „Suche“. Einfach auf das orange Kästchen mit „Subscribe via RSS“ klicken und dann ganz oben bei „Diesen Feed abonnieren mit“ den Reader auswählen, den man verwenden möche. (Ich verwende eigentlich immer nur das „dynamische Lesezeichen“)

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