Wie viele andere Mamas habe ich mir gewünscht zu stillen. Leider war das Krankenhaus kein stillfreundliches Krankenhaus und so wurden wir zum Flasche füttern genötigt. So bin ich also mit einem ausschließlich Flasche trinkenden Baby nach Hause gekommen und nun? Die Situation wollte ich nicht akzeptieren. Daher habe ich meine Tochter wieder an die Brust gewöhnt. ??Wie ich von der Flasche zurück zum Stillen geschafft habe, verrate ich dir in diesem Blog-Post. Fangen wir aber erst einmal von vorne an.
Die Geburt
Meine Tochter kam 2019 in Krankenhaus Tulln auf die Welt. Die Geburt dauerte – sagen wir einfach mal “etwas länger”?. Glücklicherweise wurde ich in den entscheidenden Stunden der Geburt von 2 fantastischen Hebammen und einem sehr kompetenten Arzt betreut.
Bereits kurz nach der Geburt gab unser Baby schmatzende Laute von sich also versuchte ich sie anzulegen. Das klappte zuerst nicht sonderlich gut. Sie rutschte einfach immer wieder ab. Die Schwester auf der Station brachte mir schließlich Stillhütchen. Damit ging es dann besser. Am Tag nach der Geburt klappte es dann mit dem Stillen immer besser. Manchmal verwendeten wir die Stillhütchen und manchmal auch nicht. Am darauf folgenden Tag (Tag 2) begann aber schließlich der Terror.
Das große Wiegen
Das Wiegen ergab, dass meine Tochter bereits über 8% ihres Geburtsgewichtes verloren hatte. Als Ernährungswissenschafterin mit Spezialisierung auf Babyernährung ist mir natürlich klar, dass eine Gewichtsabnahme bis 10% des Geburtsgewichtes nach der Geburt normal ist. Weiter sinken sollte das Gewicht allerdings nicht. Falls das Kind dennoch mehr abnimmt, sollte zugefüttert werden. Soviel nun zur Theorie. Jetzt kommt das große ABER.
Dass das Baby schon ca. 30 h nach der Geburt so stark abgenommen hat ist eher ungewöhnlich und ich wusste auch ganz genau, wieso es so war. Meine Tochter erbrach 2x schwallartig Fruchtwasser. Und ich rede hier nicht von ein paar wenigen Milliliter. Es war so viel, dass sie und ich gebadet waren. In Summe waren es sicher 150 ml. Das heißt ca. 150 g ihres Geburtsgewichtes war verschlucktes Fruchtwasser. Somit hatte sie ja weit weniger “abgenommen”.
Falls du jetzt nicht mehr mitkommst, hier die Rechnung: Geburtsgewicht: ca 3.600 g davon 10% = 360 g die mein Kind maximal verlieren hätte dürfen
Am 2. Tag wog sie noch ca. 3.300 g > das entspricht einer Gewichtsabnahme von 8%
Ohne das verschluckte Fruchtwasser hätte sie nur 3.450 g bei der Geburt gewogen > somit hätte sie nur 150 g also ca. 4% Ihres Geburtsgewichtes verloren.
Abpumpen ist notwendig
Anstatt mir zuzuhören und darauf einzugehen, dass meine Tochter so viel Fruchtwasser erbrochen hatte, wurde ich dazu aufgefordert eine Milchpumpe zu benutzen. Ich sollte gleich nach dem Stillen auch noch abpumpen. Das klappte aber überhaupt nicht und es kam nichts heraus.
Vielleicht kennst du den Spruch: “Wenn beim Abpumpen keine Milch kommt, heißt das nicht, dass du keine Milch hast. Es heißt nur, dass du die Pumpe nicht so sehr liebst wie dein Kind.”
Von den Schwestern wurde es aber eher so aufgefasst, dass auch mein Baby nichts bekam. So wurde ich mehrmals aufgefordert doch ein Fläschchen zu geben.
Und dann kam die Erpressung
Am Ende des 2. Tages im Krankenhaus kam schließlich der Super-Gau. Eine Schwester, mit der ich bisher kaum etwas zu tun gehabt hatte, die weder mein Kind noch mich, noch unsere Geschichte kannte, meinte so lapidar: “Also, Sie sollten jetzt schon ein Fläschchen geben, sonst können sie morgen ihr Kind auf der Neonatologie besuchen!” ? What??? Wie bitte??? ? Wie kommt sie zu so einer Aussage? Meine Kleine war weder träge, noch teilnahmslos, noch wirkte sie dehydriert. Sie saugte kräftig und rhytmisch an der Brust wenn ich sie anlegte, auch wenn sie manchmal Probleme hatte die Brustwarze richtig zu erwischen.
Ich bin zwar davon überzeugt, dass ich mich bei Babyernährung besser auskenne als diese Krankenschwester, doch war ich in dieser Situation in einer ganz anderen Rolle – als einfache, frisch-gebackene und etwas überforderte Mama – ihr und ihren Aussagen ausgeliefert. Also willigte ich schließlich ein, meinem Kind ein Fläschchen anzubieten.
Es wurde noch schlimmer…
Damit war es aber nicht genug. Mir wurde geraten nun nur noch 10 min auf jeder Seite zu stillen und danach noch abzupumpen und dann noch ein Fläschchen anzubieten. Ich weiß nicht, ob du dir den Stress vorstellen kannst, den das verursacht hat. Ich fand schließlich heraus, dass beim Abpumpen doch Kolostrum (die wertvolle Vormilch) floss und zwar wenn ich sehr emotional wurde und weinte – was angesichts der stressigen Situation automatisch passierte. Jedenfalls setzte mich dieses ganze Anlegen, Abpumpen, Fläschen geben so unter Druck, dass ich meine Tochter gar nicht mehr in Ruhe anlegen konnte.
Dann gab es da noch die eine Schwester, die meinte es kann nicht sein, dass mein Baby nur 25 ml Flaschennahrung trinkt. Darauf hin nahm sie mir mein Baby vom Arm und versuchte ihm noch mehr Flaschenmilch hineinzuwürgen. ??
Hey, noch besser, am nächsten Tag traf ich auf eine Schwester die meinte, mein Kind hätte jetzt genug getrunken und sollte nicht mehr bekommen als sie 50 ml ausgetrunken hatte.? Das ist so ein Schwachsinn! Babys sollten immer so viel Trinken dürfen wie sie selbst wollen – nicht mehr und auch nicht weniger. Sonst stört man nur ihren natürlichen Hunger-Sättigungs-Mechanismus.
Mit Flaschenkind nach Hause geschickt
Als wir schließlich das Krankenhaus verließen, ging ich mit einem Flaschenkind nach Hause. Ich wurde gefragt, ob ich Milch abpumpe. Ich antwortete mit “ja”. Darauf hin wurde im Mutter-Kind-Pass vermerkt, dass ich stille. Toll! ?
Oh, und dass das bei mir kein Einzelfall war, war sogar für meine Familie offensichtlich. So gut wie jede Frau auf der Station “musste” zufüttern…. Das ist so schade!
Außerdem: Fläschchgeben im Krankenhaus ist nicht das gleiche wie Fläschchengeben zu Hause!
Im Krankenhaus war es einfach. Dort musste ich nur zu den Schwestern gehen, die gewünschte Menge an Säuglingsmilchnahrung nennen und bekam nach 1-2 min ein perfekt temperiertes Fläschchen. Wenn mein Kind fertig getrunken hatte, brachte ich das Fläschchen hin und es wurde für mich gereinigt.
Zu Hause läuft das ein wenig anders. Ein lauthals schreiendes Kind im Arm. Dann Flaschennahrung wo man zuerst das Wasser abkochen muss. Dann soll man das Wasser auf eine bestimmte Temperatur abkühlen lassen und nur mit einem Teil vom Wasser das Pulver anmischen, dann erst den Rest vom Wasser dazu geben und dann soll man es noch auf Trinktemperatur abkühlen lassen. ? ??? Und dann muss man das gebrauchte Fläschchen abwaschen und im Dampfsterilisator desinfizieren. Oh Mann! Wie mühsam!
Ah ja und dann soll man natürlich noch regelmäßig abpumpen! Da muss man dann halt auch gefühlt 1.000 Teile abwaschen und Dampf-desinfizieren.
Von der Flasche zurück zum Stillen
Für mich war klar, dass das nicht so weiter gehen sollte. Also begann ich meine Tochter wieder anzulegen. Damit war sie anfänglich nicht sonderlich zufrieden, denn natürlich musste sie an der Brust stärker saugen als am Fläschchen. Außerdem hatte ich meinen Milcheinschuss erst 5 Tage nach der Geburt. Daher standen erst einmal wenige Milliliter wertvolles Kolostrum und dann ein paar Milliliter Muttermilch zur Verfügung. Mein Baby trank bei einer Mahlzeit mittlerweile aber bereits ca. 70-80 ml “dank Fläschchen”.
So habe ich es geschafft
Zu Hause legte ich also meine Tochter nun wieder jedes Mal an wenn sie hungrig zu sein schien. Das Anlegen klappte nun wieder schlechter. Ich versuchte alle mögliche Positionen und verharrte dann jeweils in der, bei der ich das Gefühl hatte, dass sie gut saugen konnte. Einmal war dies halb sitzend bzw. liegend am Fussboden ?????. Hey, Hauptsache es hat funktioniert.
Wie habe ich die Umstellung nun aber genau gemacht? Ich würde sagen, mit Bestimmtheit, Feingefühl und viel Ruhe. Wenn ich das Gefühl hatte, dass mein Baby schon sehr hungrig war, ließ ich es ein bisschen Fläschchen trinken. Da ich wusste, dass es bereits 70-80 ml trinken konnte, nahm ich nur die halbe Menge, also ca. 30-40 ml. Danach legte ich es an der Brust an. Zwei Mal am Tag pumpte ich ab. Die abgepumpte Milch fütterte ich im Fläschchen – aber auch nicht mehr als 30-40 ml. Mir war es nämlich wichtig, dass mein Baby direkt von der Brust zu trinken lernte.
War mein Baby noch nicht super hungrig bekam es nur die Brust. Einmal habe ich danach noch ein Fläschchen gerichtet, da ich das Gefühl hatte, dass meine Tochter doch noch sehr hungrig war.
Die ganze Umstellung vom reinen Flaschenkind auf ein voll gestilltes Baby hat so nur ca. 3 Tage gedauert! Ihr Gewicht habe ich dabei aber genau kontrolliert – nur um sicher zu gehen, dass sie genug Muttermilch bekommt.
Wenn du unsicher bist, ob dein Baby genug zunimmt, wende dich jederzeit an deinen Kinderarzt/deine Kinderärztin, eine Stillberaterin oder Hebamme. Du kannst dir auch für relativ wenig Geld eine Babywaage kaufen und das Gewicht deines Babys selbst überprüfen. Ich habe das gemacht und die kleine Investition nie bereut. So war ich in den ersten Wochen doch deutlich beruhigter. So eine Waage, wie die Beurer BY 80*, habe ich mir damals gekauft (Tipp: Achte darauf, dass die Waage auf „Hold“ stellt und in 5 g Schritten misst, so wie eben die von Beurer.):
Wichtig ist auch, dass du selbst genug isst und trinkst! Nur wenn du wirklich ausreichend isst und trinkst, kann dein Körper genügend Muttermilch produzieren. Hol dir hier meine Ernährungs-Tipps für eine gute Milchproduktion!
Hol dir Hilfe!
Da wir aber immer noch ein bisschen Schwierigkeiten beim Anlegen hatten und ich teilweise starke Schmerzen beim “Andocken” auf einer Seite verspürte, holte ich mir Hilfe. IBCLC zertifizierte Stillberaterinnen sind in diesem Fall die perfekten Ansprechpartnerinnen. Sie haben immer eine medizinische/naturwissenschaftliche Grundausbildung und eine vertiefende Ausbildung in Bezug aufs Stillen. Daher sind sie die absoluten Still-Expertinnen und in Bezug auf Stillen sogar besser ausgebildet als viele Hebammen. In Österreich findest du jemanden in deiner Nähe unter www.stillen.at
Für Deutschland suche unter: https://www.bdl-stillen.de/
Bist du in der Schweiz zu Hause? Dann findest du hier jemanden: https://www.stillen.ch/
Ich bin meiner Stillberaterin, Fr. Röder, wirklich sehr dankbar. Sie hat mich nicht nur in meinem Handeln bestärkt, sondern mir auch unterschiedliche Anlegetechniken gezeigt. Und ganz wichtig! Sie hat sich mein Baby genau angesehen. Siehe da! Meine Kleine hatte ein zu kurzes Zungenbändchen und daher immer wieder Probleme beim Andocken. Später hätte das auch Probleme beim Sprechen lernen verursachen können. Im Krankenhaus hatte sich das damals niemand angesehen….
Das Zungenbändchen ließen wir vom HNO Arzt bei einem 5 min Termin durchtrennen. Damit war die Zunge beweglicher und das Trinken viel ihr leichter.
Was danach folgte fragst du dich vielleicht?
Nun, als wir von der Flasche zurück zum Stillen gekehrt waren, stillte ich meine Tochter 5 Monate ausschließlich. Dann begannen wir zusätzlich zum Stillen mit Beikost. Insgesamt bekam sie gut 2 Jahre lang die Brust.
Flaschennahrung hat sie nie mehr bekommen – wollte sie dann auch nicht mehr. Das Fläschchen kam trotzdem ab und zu noch zum Einsatz und zwar dann, wenn ich beruflich nicht den ganzen Tag zu Hause verbringen konnte. Da bekam sie abgepumpte Muttermilch im Fläschchen von Papa oder Oma gefüttert.
Fazit
Der Weg zurück von der Flasche zum Stillen war kein leichter aber auch kein unmöglicher. Mit Commitment, Geduld und Feingefühl hat es bei uns funktioniert. Es ist auch nie verkehrt sich professionelle Hilfe einer IBCLC-zertifizierten Stillberaterin zu holen!
Wenn du dein Baby von der Flasche zurück zum Stillen umstellen willst, ist das schaffbar! Hier findest du Tipps um die Milchproduktion anzuregen. Sollte es trotz Hilfe einer Stillberaterin nicht klappen, kannst du dir trotzdem sicher sein, dass dein Baby mit PRE-Flaschennahrung gut versorgt ist! Auch mit Fläschchen ist eine innige Beziehung beim Füttern möglich!
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ist Ernährungswissenschafterin und Mutter einer kleinen Tochter. Seit 2009 ist sie spezialisiert auf Beikost, Baby- und Kinderernährung sowie auf eine ausgewogene Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit.