Lesen Sie zuerst Teil 1 (siehe hier) und Teil 2 (siehe hier)
Missverständnis Nr. 4: Das Wort „gesund“
Meist werden diese 6 Buchstaben für einzelne Lebensmittel verwendet und selbst Volksschüler tun stolz ihr Ernährungswissen kund: „Obst und Gemüse sind gesund. Süßigkeiten sind ungesund.“
Das verwundert kaum, werden sie doch schon von klein auf zu dieser Unterscheidung gedrillt. „Du musst dein Gemüse essen, das ist gesund!“
Sehen wir uns diesen Satz doch etwas genauer an: „du musst“, also ein Zwang. Haben Sie schon einmal eine Mutter sagen hören: „Du musst deine Süßigkeiten essen.“ Ich zumindest nicht! Und ich mag es auch nicht, wenn ich dazu gezwungen werde – egal was – zu essen, vor allem dann nicht, wenn es mir nicht so wirklich schmeckt.
Schauen wir uns gleich noch den 2. Satzteil an: „das ist gesund!“ Gesund, was heißt das? Das Gegenteil von nicht krank machend? Aber wenn ich mein Gemüse jetzt, zu Mittag, nicht esse, bin ich deshalb am Abend auch nicht krank, oder? Wenn wir uns da schon so unsicher sind, wie soll ein kleiner Knirps dieses Unwort verstehen? Alles was verstanden wird, ist: „gesund heißt, dass man es essen muss, egal ob es schmeckt“. Daraus entwickelt sich mitunter auch der Gedanke: „Alles was schlecht schmeckt ist gesund und alles was ungesund ist, schmeckt gut“.
Vielleicht werden Sie jetzt staunen, wenn ich Ihnen sage, dass es kaum ungesunde Lebensmittel gibt. Ungesund sind nur verschimmelte Lebensmittel, vergammeltes Fleisch, mit Rattengift versetztes Brot, mit Frostschutzmittel gestreckter Wein,… Genauso gibt es per se keine „nur gesunden Lebensmittel“. Wenn Sie sich ausschließlich von Karotten ernähren, wird es um Ihre Gesundheit bald genauso schlecht bestellt sein, wie wenn Sie nur von Cheeseburgern leben.
Gesund und ungesund kann sich also immer nur auf das Gesamtbild beziehen – also auf alles, was Sie normalerweise essen und trinken. Nur Ihre Ernährung (jetzt komme ich schon wieder nicht darum herum, dieses Wort zu verwenden) und Ihr Lebensstil können gesund oder ungesund sein aber nicht ein einzelnes Lebensmittel. Die Mischung macht’s also….und ganz bestimmt sollte Sie niemand dazu zwingen ausschließlich „Körndln zu fressen“.
Der Ehrlichkeit halber, muss ich jedoch eingestehen, dass die Unterscheidung gesund – ungesund von Kindesbeinen an so sehr in uns hinein gehämmert wird, dass Sie mich wahrscheinlich auch das eine oder andere Mal ertappen werden, wenn ich z.B. von einem Rezept behaupte, es sei „gesund“. Ich bin eben auch nur ein Mensch und in der selben Welt aufgewachsen wie Sie, liebe Leserinnen und Leser, und im Gegensatz zu vielen Kolleginnen und Kollegen im Ernährungsbereich wurde es mir nicht in die Wiege gelegt, wie man sich gesund ernährt. Es war vielmehr ein langer Weg, auf dem immer noch Steine liegen, die überwunden werden müssen, bis ich es irgendwann geschafft habe und ein waschechter „Körndlfresser“ geworden bin!
ENDE!
ist Ernährungswissenschafterin und Mutter einer kleinen Tochter. Seit 2009 ist sie spezialisiert auf Beikost, Baby- und Kinderernährung sowie auf eine ausgewogene Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit.
Comments 1
Interessanter Post. Schadet wohl nicht, sich mit der Thematik detailierter zu beschaeftigen. Werde sicher auch weitere Beitraege im Auge behalten.